„Handwerk im Gespräch“, hinter dieser Überschrift bietet die Handwerkskammer Karlsruhe seit vielen Jahren ihren Mitgliedsbetrieben eine Plattform, um sich mit aktuellen Themen zu befassen, Impulse zu erhalten, Meinungen auszutauschen. Den Weg in die Schlossgartenhalle in Ettlingen fanden in diesem Jahr 100 interessierte Besucher, die ihr Kommen nicht bereuen mussten. Inhaltlich ging es um neue Technologien und die strategische betriebliche Befassung mit innovativen Veränderungen der Arbeitswelt. Die Kammer hatte die Veranstaltung in einen Impulsvortrag und ein Podiumsgespräch gegliedert, so ergaben sich unterschiedliche Blickwinkel.
Handwerkskammerpräsident Joachim Wohlfeil nahm das Thema gleich in der Begrüßung auf: Er zitiert den Ökonomen John Maynard Keynes, der im Jahr 1930 prophezeit hatte, dass der ‚umwälzende technische Wandel dafür sorge, dass die Menschheit ihr wirtschaftliches Problem gelöst hätte‘ und seine Enkel nur noch 15 Stunden in der Woche arbeiten müssten. Wohlfeil dazu „Die 15-Stunden-Arbeitswoche ist Illusion – der technologische Wandel aber hat in den letzten 90 Jahren Quantensprünge vollführt. Experten sprechen heute von der 4. Technologischen Revolution – was bedeutet dies für unsere Betriebe?“
Dr. Rainer Nägele, Leiter der Geschäftsstelle des Technologiebeauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg nahm den Gedankengang in seinem Impulsvortrag gleich auf. 14 Folien, die anschaulich die Dynamik der technologischen Entwicklung der letzten Jahre zeigten. Spannend wurde es, als Nägele über den Wandel und die Gestaltungsmöglichkeiten, die die neue Technologie mit sich bringt, bei den Produkten, den Prozessen, den Akteuren und den Wertschöpfungsketten referierte. Sein Fazit „Digitalisierung ist kein Ereignis sondern ein Prozess, es wird immer wichtiger, in Netzwerken denken zu lernen.“

Individuelle Betriebskonzepte

Kooperationen zu bilden, die Kernkompetenz auszubauen, das war dann auch die Position von Schreinermeister Danny Hammer bei dem anschließenden Podiumsgespräch. Er und Zahntechnikermeister Bernd Kebschull vom gleichnamigen Dentallabor in Ettlingen betonten, dass handwerkliche Qualitätsarbeit nach wie vor die Basis für einen erfolgreichen Betrieb sein muss. Darüber hinaus gelte es, so Kebschull, individuell und betriebsspezifisch zu prüfen wo Kooperationen sinnvoll sind, was in Eigenleistung erbracht oder mit Partnern bewältigt werden könne.
Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz betonte die Unterstützungsleistungen des Landes gerade für kleine und mittelständische Betriebe. Mit der Initiative Handwerk 2025 sei ein Maßnahmekatalog initiiert um sowohl in der Technologie als auch auf anderen Feldern zukunftsweisende Schritte zu gehen. Schütz wörtlich: „Das Handwerk trägt dazu bei, dass Baden-Württemberg in der Fläche mit wohnortnahen Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie mit Versorgung von Serviceleistungen ausgestattet ist. Als wichtiger Bestandteil unseres baden-württembergischen Erfolgsmodells unterstützt die Landesregierung das Handwerk dabei, auch in Zukunft Innovationstreiber zu sein und seine Aus- und Weiterbildung dem rasanten technologischen Wandel anpassen zu können“.

Digitalisierung übertragen

Wissenschaftlich begleitet hat die erwähnte Studie mit dem Projektnamen „Dialog und Perspektive Handwerk 2025“ auch das Institut für Technik der Betriebsführung (ITB) in Karlsruhe. Die Leiterin, Prof. Dr. Birgit Ester war mit auf dem Podium. Sie unterstrich, wie wichtig es für die Betriebe ist, die Digitalisierung mitzugehen. Ester möchte, dass die Unternehmen den Lebensalltag – hier findet ihrer Meinung nach bereits sehr viel Digitalisierung statt – auch auf die Berufswelt übertragen. Die Betriebe müssten dabei auch auf externe Dienstleister zugreifen. Das Podiumsgespräch moderierte der Chefredakteur der Deutschen Handwerkszeitung aus Bad Wörishofen, Steffen Range. Gekonnt verstand er es, zahlreiche Aspekte des Themas im Dialog mit seinen Podiumsgästen zu erörtern. Für ihn bildet sich ab, dass alle Betriebe sich mit dem technologischen Fortschritt, der insbesondere durch die Digitalisierung der Arbeitsprozesse hervorgerufen wird, befassen müssen. Dass es dazu für die Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Karlsruhe kostenlose Beratungsleistungen, beispielsweise über den Technologietransfermanager oder den Innovationsberater gibt, darauf wies die Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Kammer alle Besucher explizit hin. Gesprächsbedarf gab es genügend, die Gäste nutzten dies beim anschließenden get together.